Die erste Erwähnung in einem Inventarverzeichnis der Universität Göttingen findet das Binokular bei G.M. Lowitz und Abraham Gotthelf Kästner aus den Jahren 1763/1776. Da es als Teil der Sammlung des 1724 verstorbenen Freiherrn von Bülow von dessen Erben an die Universität übergeben wurde, muss es vor 1724 entstanden sein. Im Deutschen Optischen Museum Jena (DOM) sowie in der Privatsammlung Rolf Willachs gibt es je ein weiteres Binokular von Pater Anian, die dem Göttinger Binokular sehr ähnlich sind. Zu diesen Binokularen gibt es bezüglich der Datierungsfrage jedoch einen entscheidenden Unterschied: Auf beiden ist das Herstellungsjahr unter dem Herstellernamen auf den Tubus geschrieben, 1701 (Optisches Museum Jena) und 1691 (Sammlung R.W.).
Das Göttinger Binokular trägt diese Inschrift nicht. Warum fehlt diese Angabe? Könnte sie sich über die Zeit abgelöst haben? Dagegen spricht, dass der Rest der Signatur wie bei den anderen Binokularen noch gut lesbar ist. Die Position der Signatur legt nahe, dass, wenn es eine Datumsangabe gegeben hätte, diese sich vermutlich wie bei dem Binokular aus dem DOM unterhalb der restlichen Signatur befunden hätte. Dort gib es jedoch keine sichtbaren Spuren einer Jahreszahl. Eventuell war das Göttinger Binokular das erste von Pater Anian hergestellte Instrument und dieser entschied sich erst beim zweiten Binokular, eine Jahreszahl einzufügen. Vielleicht empfand der Hersteller auch den Platz für eine zusätzliche dritte Zeile als zu knapp bemessen und entschied sich deshalb gegen die Datumsangabe. Zwar lässt sich das historische Binokular nicht auf das Jahr genau datieren, doch ist seine zeitliche Einordnung aufgrund des Materials, des Stils und der historischen Person, mit der es im Zusammenhang steht, recht gut auf den Zeitraum um 1700 einzugrenzen.