Körpererfahrung

Auch wenn das Modell IBM 029 schon leiser war als seine Vor­­gänger: Das maschinelle Stanzen von Lochkarten blieb eine laute Angelegenheit. Umso mehr, wenn mehrere Geräte in einem Raum benutzt wurden, so wie es der Arbeits­­welt der 1960er- und 1970er-Jahre entsprach. Gleichzeitig mussten die Verwender*innen kon­­stant konzentriert bleiben. Denn ist erst ein Loch an einer falschen Stelle gestanzt, kann das nicht mehr rückgängig gemacht werden und die Karte ist unbrauchbar.

Verändern die Geräusche und das rhythmische Tippen die Wahrnehmung derjenigen, die an Lochkartenlochern arbeiten? Werden die Finger flinker und kräftiger? Moe Tucker, die als Schlagzeugerin zum spezifischen Sound von „The Velvet Underground“ beitrug, war in den 1960er Jahren eine Zeit lang an Lochkartenlochern bei IBM beschäftigt. Hat diese Arbeit einen Einfluss auf ihren eigenwilligen Umgang mit Trommeln und Schlagzeug gehabt? Oder geht, wer diese Geschichte erzählt, bloß einer Geschichte auf den Leim?

Um die Arbeit mit den Maschinen für ihre Benutzer*innen zu erleichtern oder zu verbessern, werden die Maschinen angepasst. Seit dem letzten Jahrhundert bezeichnen wir dies als ‚Ergonomie‘. So ist beim IBM 029 die Tastatur beweglich, sodass Benutzer*innen sie an ihrer Sitzhaltung ausrichten können. Die Geräusche einer Maschine ergonomisch zu designen, kann weit schwieriger sein als Veränderungen der Form und Größe. Auch die Geräusche gehören aber zu den Faktoren von Technik, die einen Einfluss auf ihre Benutzer*innen haben können.

Nehmen Sie körperliche Veränderungen wahr, die von Schreiben auf einer Tastatur herrühren?
Welche Geräusche macht Ihr Computer oder Handy gerade? Hören Sie genau hin: Streichen Sie über die Oberflächen, tappen Sie mit den Fingernägeln, drücken Sie einige Tasten.