Eines der Vorgängermodelle wurde Mitte des 17. Jahrhunderts als der „König aller Instrumente“ bezeichnet, darum sollte ihm wohl auch das spätere Binokular in nichts nachstehen. Seine goldenen floralen Ornamente und die objektivseitig angebrachte, mit Rosen bemalte Holzverkleidung sind typische Merkmale von barocker Gestaltung. Schließlich sollte damit die Schöpfung beobachtet werden, was auf diese Weise wertgeschätzt wurde.
Der mit Rosen bemalte Holzeinsatz scheint dennoch nicht so recht zum restlichen Binokular zu passen. Er muss bemalt worden sein, bevor er an das Binokular angebracht wurde. Das erkennt man daran, dass Teile der Blüte beim Anpassen weggeschnitten wurden. Bei der restlichen Dekoration war es wahrscheinlich andersherum, weil diese an das Binokular angepasst wurde. Eine naheliegende Erklärung dafür wäre, dass er zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt wurde. Möglicherweise könnte es sich dabei um ein Ersatzteil handeln oder einfach um eine später hinzugefügte, schützende Verkleidung.
Das Binokular wirkt durch seine Gestaltung zunächst prunkvoll. Die Materialien – Holz und Pergament – sind genau das allerdings nicht. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass das Binokular mehr als Prestige- und weniger als Forschungsobjekt genutzt wurde. Dafür spricht, dass seine Handhabung recht kompliziert war. Außerdem war die Anfertigung des eigentlichen Instruments im Inneren aufwendig, zeit- und kostspielig.
Die kunstvolle Gestaltung von wissenschaftlichen Geräten dieser Zeit ist allerdings keine Ausnahme. Auch Geräte, die nachweislich zu Forschungszwecken genutzt wurden, waren detailreich verziert. Dazu gehört u.a. ein Teleskop von Galilei, das sich heute im Museo Galileo in Florenz befindet. Was macht das Binokular also zum Prestigeobjekt, aber das Teleskop nicht?