Gesehen Werden 2.0

Während man beim Binokular argumentieren kann, dass es neben seiner Funktion als Beobachtungsinstrument auch als sichtbares Prestigeobjekt gekauft wurde, ist das bei Webcams im Allgemeinen nicht der Fall. Sie gelten eher als unsichtbare Kommunikationsobjekte, deren Funktion als Aufzeichnungsgerät und nicht deren Dinglichkeit zum eigentlichen „Medium“ für Prestige geworden ist: In den Anfängen von Youtube filmten sich Nutzer*innen noch mit ihren Webcams, sei es beim Computerspielen oder beim Schminken. Die unscheinbare kleine Kamera verhalf vielen Youtuber*innen bei der Selbstdarstellung, wodurch sie einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichten und dementsprechend „Prestige“ erlangten. Heute filmen professionelle Youtuber*innen mit Kameras, die teilweise Kinoqualität ermöglichen. Die Nutzung von Webcams hat sich währenddessen hauptsächlich als Kommunikationsform etabliert, wobei das Sich-vor-der-Webcam-Präsentieren ein Comeback erfahren hat. Wer sich bei einer Zoomkonferenz doch lieber vor die Bücherwand und nicht an den Küchentisch setzt, kann das nachvollziehen.

Inwiefern kann eine Webcam trotzdem Prestigeobjekt sein? Die hier behandelte iSight ist ein Produkt von Apple – der Firma, die bekannt dafür ist, sehr viel Wert auf ihr Produktdesign zu legen. Firmengründer Steve Jobs verlangte von den Produktdesigner*innen und Ingenieur*innen, sich als Künstler*innen zu sehen, und ließ 1982 sogar deren Unterschriften auf die Innenseite des Macintosh gravieren. Betrachtet man die iSight also aus der Sicht ihrer Hersteller*innen, ist auch sie ein künstlerisches Produkt, das dank seines Preises (Originalpreis US$149) seinen Besitzer*innen ein Gefühl von Exklusivität und damit auch Prestige verleihen konnte.

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